Ein Hund im Klassenzimmer als Hilfspädagoge
„Was macht das Stimmungsbarometer?“ - „Schläft!“ - Wenn man genauer sein will, dann liegt das Stimmungsbarometer meiner Klasse 7b an der Möllhovenschule ausgestreckt auf seiner Decke und linst ein wenig durch das fast geschlossene Auge. Es heißt Bruno und ist unser Schulhund.
Für ihn zählt es nicht, ob ein Mensch klüger oder dümmer, ärmer oder reicher ist. Er spürt vielmehr die Individualität des Menschen und nimmt ihn so wahr wie er nun mal ist.Lernen ist immer von Emotionen begleitet. Lernen mit Tieren fördert die emotionale und soziale Intelligenz der Schüler/-innen. In einer angenehmen Lernumgebung lernt es sich einfach besser und einfacher. Die Anwesenheit eines Tieres im Klassenraum gestaltet die Lernumgebung positiv, es entsteht eine lockere freundliche Atmosphäre und körperliche und verbale Aggressionen gehen deutlich zurück. Es finden Lernprozesse statt, die sich durch klassische Lerntheorien nur begrenzt erklären lassen. Ein Schulhund ist ein pädagogischer Begleithund und muss besondere charakterliche Voraussetzungen erfüllen. Dies trifft in hohem Maße auf Bruno zu.
Seit dem Sommer 2017 ist unser Schulhund Bruno an jeweils zwei Unterrichtstagen als Lernbegleiter zur Förderung der ganzheitlichen Entwicklung der Kinder an unserer Schule.Bruno ist ein Labrador-Mix Rüde, der am 25.05.2015 in Side in der Türkei geboren wurde. Dort wurde er im Alter von 9 Monaten von einer Tierschutzorganisation an der Kette lebend entdeckt und nach Deutschland gebracht. Seit er 10 Monate alt ist, lebt er bei Familie Schnitzler-Wehmeyer.
Von klein auf kennt er große und kleine Kinder. Er hat ein sehr geduldiges und sanftmütiges Wesen, was ihn für den Einsatz in der Schule sehr geeignet macht. Bruno absolvierte eine Ausbildung für den Einsatz in Therapie und Pädagogik und besucht weiterhin mit Frauchen regelmäßig die Hundeschule, wo er zur Zeit als Rettungshund ausgebildet wird. Durch den Einsatz von Bruno unterstützen wir die Förderung der motorischen, kognitiven und der sozial-emotionalen Entwicklung unserer Schülerinnen und Schüler, die mit viel Freude mit Bruno arbeiten. Die Arbeit und Beschäftigung mit ihm bietet Kindern neue Möglichkeiten, sich zu öffnen und Beziehungen einzugehen.

Leseförderung, Rechenübungen und Konzentrationsübungen werden tiergestützt ebenso durchgeführt wie das Erarbeiten von Tricks und Kunststücken mit Bruno. Entspannungsübungen und Traumreisen können Kinder im physischen Kontakt mit dem Hund genießen und so Stress und Spannungen abbauen.Bruno hilft allein schon durch seine Anwesenheit. Durch ihn haben wir eine andere Atmosphäre als in anderen Klassen. „Wir haben eigentlich unglaublich viele Probleme mit Lautstärke, Nicht-an-Regeln-Halten, Anschreien usw. - das kann man über Bruno offenlegen und thematisieren.“
Bruno stromert unter den Tischen hindurch. Manch ein Kind steht auf, streicht ihm durch das Fell. „Wir konzentrieren uns mehr mit dem Hund als ohne“, erzählt ein Schüler. Ein anderer berichtet: „Wenn Bruno da ist, sind wir viel leiser, denn Bruno mag es nicht so laut!“ Im Klassenraum gibt es viele Hinweise auf den tierischen Pädagogen: Angefangen von seinem Körbchen und einem immer gefüllten Wassernapf - dafür gibt es einen extra Bruno-Dienst - über ein Regelplakat im Umgang mit Bruno.
Das Klassenzimmer ist jetzt sauberer! Schulhunde helfen beim Stressabbau. Er mag es, gestreichelt zu werden. „Da kann man Stress abbauen.“ Das ist bei Nancy zu beobachten, die mit einer Hand schreibt und mit der anderen, ohne hinzusehen, Bruno krault. „Süß“ findet Steven unseren Hund. Wenn er da ist, fühle ich mich wohler“.
Wissenschaftlich nachgewiesene Effekte von Unterricht, der von Schulhunden begleitet wird sind:
- Förderung der emotionalen und sozialen Intelligenz der Schüler/-innen
- Verbesserung der Motivation und Kommunikationsfähigkeit
- Übernahme von Verantwortung für sich, den Schulhund und die Gruppe
- gewissenhafte Aufgabenerfüllung
- Förderung der Selbstwahrnehmung, des Selbstbewusstseins, des ethischen Verhaltens und der Rücksichtnahme
- der Hund als Spiegel für das eigene Verhalten
- ein besseres Verständnis für den Umgang mit Hunden
- Gestaltung von sozialer Interaktion